Wie sich einfach Strom sparen lässt und wann Sie neue Geräte kaufen sollten | STERN.de

2022-09-11 05:25:00 By : Ms. Berril Jiang

Das Leben zuhause wird teurer – nicht nur im Winter, sondern ganz generell. Das liegt daran, dass der Strompreis unaufhörlich in die Höhe schnellt. Heißt: Für Verbraucher:innen wird jeder Waschgang, jeder Spülmaschinendurchlauf und jedes kalte Bier aus dem heimischen Kühlschrank teurer. Zwar oftmals im Centbereich, aber es summiert sich. Auf der diesjährigen Internationalen Funkausstellung (IFA) stand bei vielen Konzernen, insbesondere natürlich bei Herstellern von Haushaltsgeräten und Hardware für ein intelligentes Zuhause, das Thema Energiesparen und Nachhaltigkeit ganz oben auf der Liste.

Expert:innen von Bosch, Miele und der Smart-Home-Firma Eve haben im Gespräch mit dem stern Tipps gegeben, wie Verbraucher:innen in den eigenen vier Wänden Strom sparen können. Wie können Verbraucher:innen ihre Geräte so nutzen, dass sich direkt auf der nächsten Rechnung eine Ersparnis bemerkbar macht? Und wann reichen einfache Kniffe nicht mehr aus, sodass nur noch eine neue Waschmaschine oder ein neuer Kühlschrank den Stromverbrauch drosseln können?

Als vielleicht wichtigsten Verbraucher im Haushalt identifizierten die Experten von Miele und Bosch den Kühlschrank. Denn dieser Verbraucher hängt das ganze Jahr ohne Unterbrechung an der Steckdose und birgt daher riesigen Spar- oder Verschwendungspotential. Bosch-Experte Dr. Marko Blazekovic erklärt: "Der Kühlschrank macht ganze elf Prozent des jährlichen Stromverbrauchs aus. Hier ist das Thema Energieeffizienz besonders wichtig." 

Aber wie spart man denn nun beim Kühlen von Getränken und Nahrungsmitteln? "Sparen kann man schon, wenn man den Kühlschrank richtig einräumt. Man kann die Haltbarkeit von Lebensmitteln zum Teil drastisch erhöhen, wenn man sie richtig lagert – und sichtbar lagert. Kühle ich Dinge falsch oder sehe sie nicht, wandern sie in den Müll. Auch das kostet Geld. Tendenziell ist es sinnvoll, sich vorab zu überlegen, welche Gerätegröße man benötigt. Bei zu viel Platz, füllt man den mit Getränken – auch das speichert Kälte. Am besten sollten die Sachen Zimmertemperatur haben –warme Speisen oder Flaschen aus der Sonne sind schwerer runterzukühlen", erklärt Blazekovic.

Er fügt hinzu: "Man sollte den Kühlschrank nur so oft öffnen, wie es unbedingt sein muss. Mal kurz reinschauen oder ohne Ziel öffnen, kostet Geld und bringt meistens nichts. Ein Fenster wäre eine Lösung, ginge aber stark zu Lasten der Isolation. Also fällt das eigentlich raus. Man sollte lediglich wissen, was man will. Das reicht schon."

In einem Punkt sind sich Miele und Bosch einig: Sofern der Kühlschrank keine No-Frost-Technologie unterstützt, ist Abtauen angesagt. Regelmäßig. Christoph Wendker, VP Corporate Sustainability bei Miele, erläutert: "Kühlgeräte ohne No-Frost-Technologie sollte man dringend regelmäßig abtauen. Das kostet sonst bares Geld. Am besten genau das bei neuen Kühlschränken unbedingt beachten. Apropos alte Geräte: Was man auf keinen Fall machen sollte: 15 bis 20 Jahre alte Geräte nach dem Tausch in den Keller stellen, um mehr Stauraum zu haben. Die Geräte sind häufig ineffizient, teuer im Betrieb und sollten kein zweites Leben im Keller haben."

Wann es Zeit ist, über einen neuen Kühlschrank nachzudenken, beantwortet Wendker wie folgt: "Im Normallfall fährt man am besten, indem man das Gerät sehr lange nutzt. Das ist die nachhaltigste und sparsamste Herangehensweise bei Hausgeräten. Bei Kühlgeräten sprechen wir von rund 15 Jahren, bei den anderen Großgeräten von 18 bis 20 Jahren, bei Waschmaschinen sogar aus Umweltsicht eher 30 Jahre. Dafür ist es wichtig, die effizientesten Geräte zu kaufen, die es zum Zeitpunkt der Anschaffung gibt." Bosch-Manager Blazekovic sieht das ähnlich: "Pauschal kann man nicht sagen, wann es Zeit für neue Geräte ist. Nach zwölf bis 15 Jahren lohnt sich ein Blick, denke ich. Was vor zehn Jahren mal Klasse A war, wäre heute recht weit unten in der Skala. Wir sprechen da von bis zu vier Mal höherem Verbrauch."

Beim Kauf eines neuen Kühlschranks appellieren beide Hersteller, auf das inzwischen reformierte Energielabel zu achten. Wer wirklich über Jahrzehnte Geld sparen will, sollte sich nach einem Gerät mit der A-Klassifizierung umsehen. Und ja, das kostet oft mehr, doch Christoph Wendker relativiert: "Gerade bei den Kühlgeräten rächt es sich, wenn man bei der Anschaffung besonders günstig kauft. Der Unterschied der Effizienzklassen ist schon relativ groß – teilweise sprechen wir da von einem vierfachen Verbrauch im Unterschied zwischen der besten Klasse A und der schlechtesten Klasse G. Auf die Lebensdauer gesehen rechnet sich das teurere Gerät meist. Die hohen Preissprünge zwischen den Geräteklassen ergeben sich durch die Technik. Das kann die Temperatursteuerung und das Wassermanagement der Waschmaschine sein oder die Isolation des Kühlschranks. Das kostet Geld in der Entwicklung und Fertigung und hat natürlich seinen Preis. Aber es lohnt sich."

Sparpotential bergen auch Wasch- und Spülmaschinen, aber natürlich auch Trockner. Und die gute Nachricht lautet: Vermutlich können Sie beim nächsten Durchlauf bereits sparen. Denn wenig geheim, aber dennoch oft sträflich vernachlässigt, sind die Eco-Programme der vielen Geräte, zu denen auch Miele und Bosch eindringlich raten. Das einzige, was das kostet, ist nämlich Zeit. "Der einfachste Tipp sind die Eco-Programme der Geräte. Das rechnet sich sofort. Der Nachteil ist oft kleiner, als man denkt. Denn der Eco-Modus ist nicht schlechter, es dauert nur etwas länger. Man ersetzt energieintensives Aufheizen durch Mechanik – sprich man gibt den Geräten Zeit, damit zum Beispiel Reinigungsmittel wirken können. Das spart bis zu 50 Prozent Strom", rechnet Miele-Experte Wendker vor.

Ein weiterer Tipp, der aber nur für Besitzer neuerer Geräte wirklich etwas bringt, ist der Umstieg auf die automatische Dosierung der Reinigungsmittel. Seit Jahren bauen Miele, Bosch und weitere Hersteller Geräte, denen man eine große Menge von Spül- oder Waschmittel einfüllen kann und dem Rechner die korrekte Dosierung überlässt. Das spare nicht nur viel Geld beim Kauf von Nachschub, heißt es, sondern sei auch deutlich umweltfreundlicher, als eine versehentliche Überdosierung.

Besitzern älterer Geräte sei geraten, beim Einfüllen der Mittelchen genau darauf zu achten, wie viel wirklich gebraucht wird. Das lässt sich zum Beispiel mit Tabs oder Pods lösen, statt losem Pulver und Flüssigwaschmittel. Allerdings: Das gilt dann nicht für halb beladene Maschinen, deren Inhalt eigentlich nicht die volle Dosis bräuchte. 

Weitere Tipps für geld- und ressourcensparendes Waschen gehören inzwischen zu den Klassikern: Nicht zu heiß waschen, Flusensieb reinigen und bei Geschirrspülern (zum Glück) nicht vorspülen. Solange die gröbsten Reste vom Teller in die Biotonne gewandert sind, schafft die Maschine den Rest ganz ohne penible Vorarbeit. 

Weiteres Sparpotential steckt tatsächlich in smarter Ausstattung für das Eigenheim, die Aufgaben übernimmt, an die nur wenige Menschen regelmäßig denken würden. Das erklärt Lars Felber, PR-Direktor des deutschen Smart-Home- Herstellers Eve. Auf der IFA demonstrierte die Firma einige spannende Konzepte, wie sich mit wenigen Hundert Euro langfristig Geld sparen lässt. "Das naheliegendste sind natürlich smarte Thermostate", erklärt Felber, "aber auch smarte Beschattung mit Rolläden oder Wabenplissees sparen Energie."

Wie sie das tun, liegt auf der Hand. Die smarten Geräte, ob nun Gardinen oder Thermostate, messen die Raumtemperatur und/oder den Lichteinfall auf Fenster und reagieren darauf. An warmen Tagen wird damit verhindert, dass man zu stark kühlen muss, an kalten Tagen spart es Gas, Öl oder Strom, da die Wärme im Haus bleibt und langsamer verpufft.

Und auch, wenn zahlreiche Hersteller auf der IFA beteuern, dass die Geräte im Standby alle keinen dramatischen Verbrauch haben, plädiert Felber für smarte Steckdosen. Er erläutert: "Viele unterschätzen, dass die Standby-Kosten für Geräte immer noch ein Thema sind. Da hilft eine smarte Steckdose schon viel. Außerdem kann ich damit meinen Stromverbrauch überwachen und Stromfresser finden." 

Anders als die Nutzung von Eco-Programmen oder der korrekten Beladung von Kühlschränken ist der Effekt eines smarten Zuhauses aber nicht unmittelbar in der Geldbörse zu spüren – die Geräte kosten viel Geld, das muss sich erst einmal rechnen. Felber rechnet zuversichtlich: "Bei den steigenden Preisen und Gastarifen amortisiert sich ein Thermostat schon nach einigen Monaten."

Für Smart-Home-Muffel und Einsteiger hat Felber noch einen Tipp, quasi frisch von der IFA: Bei der Anschaffung von neuen Geräten sollte man auf eine möglichst einfache Einrichtung achten. Dabei kann es helfen, Geräte zu kaufen, die den universellen Verbindungsstandard "Matter" unterstützen. Dabei handelt es sich um ein Versprechen der Hersteller, dass sich die Geräte ganz einfach miteinander kombinieren lassen und keine eigenen Brötchen backen, wenn es um die Einbindung ins smarte Zuhause geht. 

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