Von der Brennstoffzelle zur FFP2-Maske

2022-05-28 07:50:02 By : Mr. Quinn Wang

Er ist Unternehmer in Südafrika – Jetzt hat sich Rolf Papsdorf in Waldkirchen niedergelassen und produziert Masken

Waldkirchen . An sich ist ja seine Schwester Schuld. Wenn Rolf Papsdorf auf die Kartons mit den FFP2-Masken in der – noch – improvisierten Produktionshalle seiner Firma im Ratzinger Weg 26 in Waldkirchen blickt, dann erinnert er sich liebevoll an seine verstorbene ältere Schwester. Bis zum vergangenen April verbrachte sie im Waldkirchner Seniorenheim Rosenium so gerne ihren Lebensabend. Durch die Besuche bei ihr entdeckte auch Rolf Papsdorf den Bayerischen Wald und liebt die Region mittlerweile sehr.

Denn eigentlich ist der 76-Jährige ein erfolgreicher Unternehmer in Südafrika und dort seit 50 Jahren zuhause. Hier wollten er und seine Frau, die als Südafrikanerin die Kälte gar nicht mag, nur ein paar Wochen bleiben, um seine Schwester zu besuchen. Aber mittlerweile ist er in Waldkirchen Inhaber und Geschäftsführer der Firma DAFE. Und die verteilt jeden Monat Hunderttausende FFP2-Masken. Zuerst noch in Kooperation mit einem Hersteller aus Offenbach auch im offiziellen Auftrag der Bundesregierung. Aber ab sofort auch mit eigener Produktion in Waldkirchen. Die Produktionsstraße ist bereits aufgebaut. Wie es dazu kam, und was das alles mit den Brennstoffzellen zu tun hat, für die er eigentlich der Experte ist, das erzählt der 76-Jährige im Gespräch mit der PNP.

Dass er von der Brennstoffzelle überzeugt ist, das ist Rolf Papsdorf in jedem Satz anzumerken. Die kleinen, rechteckigen schwarzen Kunststoffteile, die vor ihm auf dem Tisch liegen, sind in genau dieser Art seine eigene Erfindung. Für deren Einsatz in den Dörfern von Südafrika und Namibia wurde er sowohl von der Europäischen Union als auch in Amerika mit einem hoch dotierten Award ausgezeichnet.Eine Technik, die einfach, effektiv und günstig ist Und die Technik, wie Papsdorf sie erklärt, ist nicht nur effektiv, sondern vor allem auch günstig: Es geht – vereinfacht gesagt – darum, Strom zu erzeugen, und zwar mit chemischer Reaktion. Dafür fungiert Zink in Pulverform als Anode. Versetzt mit einer Elektrolytlösung und mit dem Einlass von Luft in dieses System (Kathode), das in die genannten flachen Kunststoffboxen eingebracht wird, werden positive Ionen erzeugt. Diese wiederum bringen das Zink zum Oxidieren. So werden negative Ionen erzeugt und damit werden am Ende pro Zelle ca. 1,5 Volt erzeugt. Strom, der daraus genutzt werden kann.

Durch das Hintereinander- oder Nebeneinanderschalten der Zellen, die auch kein großes Gewicht haben, kann dann beispielsweise in 12-Volt-Sets das Aufladen von Handys oder der TV-Betrieb ermöglicht werden. Damit könnten laut Papsdorf diese äußerst leichten Sets sogar mehr Strom liefern als Autobatterien. Allerdings erfolge die Strom-Abgabe nur langsam über einen längeren Zeitraum. Also nicht so wie bei einer starken Batterie, wo man zum Beispiel auf einmal eine große Abnahme für den Startvorgang beim Anlassen braucht. "Aber gerade das ist auch ein Vorteil", so der Erfinder. Denn genau diese Batterie könne man ja mit der Zink-Brennstoffzelle problemlos über einen längeren Zeitraum aufladen.

In den abgelegenen Dörfern Afrikas hat er damit schon tausende Bewohner ausgestattet und wurde dafür international ausgezeichnet. "Dort haben wir beispielsweise mit den Minengesellschaften zusammengearbeitet. So wurde die Auflage erfüllt, dass ein kleiner Prozentteil von deren erwirtschaftetem Gewinn in soziale Projekte für die Bevölkerung investiert werden muss", sagt Papsdorf. Gleichzeitig wurden in den Dörfern Stationen errichtet, in denen nach entsprechender Schulung die Menschen vor Ort das nach der Stromerzeugung verbleibende Zinkoxid austauschen und mit neuem Zink ersetzen können. Ansonsten wird der Stoff übrigens teuer für die Produktion von Düngemitteln hergestellt, hier ist er ein willkommenes Nebenprodukt. Das Zinkoxid kann entweder zu über 95 Prozent recycelt oder eben zur Düngung verwendet werden.Vlies für Brennstoffzellen und Masken nutzbar Weil nun aber bei der Zink-Brennstoffzelle für die beschriebene Stromerzeugung die Anode und die Kathode eine Trennschicht brauchen, kommen hier Vliesbeutel zum Einsatz – und damit quasi die Masken ins Spiel. Das Zink in der Brennstoffzelle befindet sich nämlich – zur Trennung – in einem Beutel aus Filtermaterial, das eben auch für normale OP-Masken genau wie für die FFP2-Masken verwendet wird.

Also hat Papsdorf aus der Not eine Tugend gemacht, nachdem im vergangenen Januar für die Produktion der Brennstoffzellen in Waldkirchen zwar alles bereit war, aber dann durch Corona die bereits laufenden Kooperationen u.a. für die Ausrüstung der noch weiter entwickelten Brennstoffzellen in automatisierte landwirtschaftliche Maschinen erstmal Pause machen mussten. Denn nicht nur das Vliesmaterial für die Brennstoffzellen, auch die Kunststoffbehälter dafür könnten mit wenig Umrüstung der Masken-Produktionsmaschine später damit verarbeitet werden.

Somit war die Entscheidung gefallen: Papsdorf wird erstmal die FFP2-Masken auf einer neuen Maschine in Waldkirchen produzieren – und sobald es geht dann hier mit Brennstoffzellen weitermachen. Denn die Voraussetzungen in Waldkirchen sind bestens – zumal auch seine Frau das Bayerwald-Klima gar nicht mehr so schlimm findet, wie der Unternehmer verrät: "Sie ist Südafrikanerin und hatte damals, als es nach Kanada ging, schon Bedenken wegen der Kälte." Die beiden wählten dennoch diesen Weg. Da ist der Winter in Waldkirchen bestimmt auch auszuhalten.

Wie hier im Labor werden die Zellen mit den Zinkpulver auch in Afrika vor Ort ausgestattet.

Der Fließstoff auf Rollen: Er ist auch für die Masken geeignet.

Rolf Papsdorf zeigt die Brennstoffzelle mit dem Zink in der Fließhülle.

Diese Siedlung in Rosh Pinah, Namibia, kann dank der Brennstoffzellen, die Rolf Papsdorf herstellt, mitten in der Wüste mit Strom versorgt werden, und so ist es möglich, dass ...

...eine Bewohnerin hier mit einer elektrischen Nähmaschine, die sie ebenfalls bekommen hat, Kleider herstellt. Die Brennstoffzellen sind vorne im Bild zu sehen. −Fotos: privat