Die Rolle der Einkaufstüte im Zeitalter der Online-Fachzeitschrift

2021-12-14 18:07:47 By : Ms. COCO L

Praktisch, vielseitig und für lange Zeit fast unverzichtbar: Einkaufstaschen sind nicht nur beim alljährlichen Weihnachtseinkauf eine willkommene Hilfe. Doch je mehr Menschen online kaufen, desto mehr verliert die „Säule der Konsumgesellschaft“ an Bedeutung.

Ab den 1960er Jahren setzten große Warenhauskonzerne, aber auch viele Supermärkte vermehrt auf Plastiktüten, Beutel und Tragetaschen.

Vielseitig: Das Material abwechslungsreich, aber im Osten ...

... wie West wurden Taschen meist als Werbeträger eingesetzt.

Das Wort "Tüte" taucht im deutschsprachigen Raum um die Mitte des 16. Jahrhunderts auf. Grimms Wörterbuch von 1550 enthält unter anderem den Begriff „Punktpapier“. Händler machen aus dem „Papiersack“ konische Säcke für lose Schüttgüter. Dazu verwenden sie meist altes Geschenkpapier oder Zeitungspapier, das damals auch für viele andere Waren verwendet wurde. Ab 1853 kommen die ersten industriell gefertigten Papiertüten auf den Markt. Vor allem Lebensmittelgeschäfte, aber auch Saatgutzüchtungsbetriebe und Apotheken freuen sich über die Befreiung vom „hirnbetäubenden“ Tütenkleben

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kann die deutsche Papierindustrie bereits viele Arten von Tüten liefern. Die deutsche Maschinen- und Papierindustrie aus Leipzig zählt zu den größten Herstellern. Schon damals bewarb das Unternehmen mit den heute noch gängigen Argumenten seine Produkte: kürzere Packzeiten an der Kasse bei weniger Personal und insgesamt geringeren Kosten. Die Leipziger berechnen, dass das konventionelle Verpacken von drei Haushaltsschürzen mit Papier und Bindfaden 45 Sekunden dauert – mit einer Einkaufstüte dagegen nur 15 Sekunden. Auch die höhere Kundenzufriedenheit durch schnelleren Service und die Werbewirkung der Tragetaschen unterstreicht das Unternehmen bereits jetzt.

Trotz der überzeugenden Gründe für die Einkaufstasche begann ihr Siegeszug erst in der Zeit des Wirtschaftsbooms mit dem Durchbruch der Selbstbedienung. Viele Supermärkte und Discounter legen sie großzügig in ihren Kassenbereichen an, um den Einkauf noch schneller zu machen. Doch je lukrativer der Markt wird, desto mehr Hersteller wollen mitmachen. Im harten Preiskampf sparen sie an Papierqualität und Papierstärke. Die Reißfestigkeit der Beutel lässt nach und das Vertrauen der Kunden in ihre Zuverlässigkeit schwindet.

Ab den 1960er Jahren setzten große Warenhauskonzerne wie Horten oder Kaufhof, aber auch viele Supermärkte verstärkt auf Plastiktüten, Beutel und Tragetaschen. Dafür sprechen neben der höheren Belastbarkeit und Nassfestigkeit nun auch die Kosten. Der Marktanteil von Plastiktüten steigt rasant: Waren 1968 von 100 Tragetaschen 71 aus Papier und nur 29 aus Kunststoff, hat sich das Verhältnis vier Jahre später umgekehrt. Mittlerweile bestehen 73 Einkaufstaschen aus Plastik und nur 27 aus Papier.

Der Slogan „Jute statt Plastik“, der Ende der 1970er Jahre geprägt wurde, ist bis heute bekannt.

Aber auch die Tüte aus dem Erdölprodukt Polyethylen wurde schon früh kritisiert: Die 1968er-Bewegung sah sie als Sinnbild für Wegwerfgesellschaft und Umweltverschmutzung. Der Slogan „Jute statt Plastik“, der Ende der 1970er Jahre geprägt wurde, ist bis heute bekannt. Die Einkaufstasche aus Jute, vom Nachrichtenmagazin Der Spiegel als „Textil der Meinung“ bezeichnet, ist zum Symbol einer politisch korrekten Haltung gegen Ressourcenverschwendung und für die Unterstützung von Niedriglohnarbeit in Entwicklungsländern geworden.

Die Plastiktüten kommen jedoch bei den meisten Kunden gut an: Sie repräsentieren die Moderne, sind leicht, reißfest und wasserdicht – und lassen sich trotzdem wunderbar zu Hause zum Verpacken nasser Badeanzüge oder als Müllsäcke verwenden. Mit übergroßen Logos und Schriftzügen internationaler Premiummarken dienen die Taschen auch als Statussymbole. Von Anfang der 1970er Jahre bis zur Jahrtausendwende stieg der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland von 20 auf 85 Tüten. Daran ändert auch die Einführung eines „Sack-Ei“ ab 1974 wenig. Der Preis von 10 Pfennig wird als ökologische Maßnahme verkauft, aber die Handelsunternehmen versuchen tatsächlich, die Kostensteigerungen durch die Ölkrise aufzufangen.

Mit dem wachsenden ökologischen Bewusstsein der Menschen gewinnt die Diskussion um Plastiktüten nach der Jahrtausendwende neuen Schwung. Diesmal mit mehr Erfolg: Die Zahl der in Deutschland ausgegebenen Plastiktüten ist seit dem Jahr 2000 von sieben Milliarden auf 3,7 Milliarden Stück gesunken, der Pro-Kopf-Verbrauch auf 24 Stück pro Jahr. Zu dieser Entwicklung trägt auch eine freiwillige Selbstverpflichtung des Deutschen Handelsverbandes bei. Ab Juli 2016 werden die beteiligten Unternehmen ihren Kunden bis auf wenige Ausnahmen keine Plastiktüten mehr kostenlos zur Verfügung stellen.

Auch neue Materialien wie kompostierbares Plastik aus Mais- oder Kartoffelstärke sollen den Plastikmüll weiter reduzieren. Klar ist aber auch: Je weniger Menschen im stationären Handel einkaufen, desto geringer ist der künftige Bedarf an Einkaufstüten. Stattdessen wächst die Menge an Verpackungsmüll durch die steigende Zahl von Online-Bestellungen. Auch hier sind neue Ansätze gefragt.

Marketingstrategien für den Neustart

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