Der Klettverschluss feiert runden Geburtstag

2021-12-30 13:56:09 By : Ms. owen owen

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(dpa) - Ein Ingenieur, ein Jagdhund, ein Ärgernis und eine geniale Idee: Damit begann vor 80 Jahren die Entwicklung von etwas, das heute aus dem Leben der meisten Menschen nicht mehr wegzudenken ist. Ob Schuhe, Taschen, Blutdruckmessmanschetten, Rucksäcke, Werkzeuge oder Kabelbinder - fast nichts davon kommt heute ohne den Klettverschluss aus. Das laute „ratsch!“ beim Öffnen gehört zum Alltagssound. Erfinder war der Schweizer Ingenieur George de Mestral (1907-1990). Nach dem Geistesblitz 1941 dauerte das Tüfteln zehn Jahre, bis er seine Erfindung 1951 zum Patent anmeldete. Das US-Patent kam 1961.

Die früheste Erinnerung, die sein Sohn Charles, Jahrgang 1951, mit der väterlichen Erfindung verbindet, ist eine Fußmatte, wie er der Deutschen Presse-Agentur in Vich bei Genf jetzt berichtet. „Er hatte je ein Stück seines Klettbandes auf den Boden und unter die Matte geklebt und wir mussten uns dort immer die Füße gründlich abputzen, damit er sehen konnte, ob das hielt.“ Es hielt, und der Siegeszug des Klettverschlusses um die Welt nahm seinen Lauf.

Das Material wurde nicht etwa von Vulkaniern erfunden, wie die Science-Fiction-Fernsehserie Star Trek Enterprise 2002 nahelegte: Darin verkaufen die Vulkanier das Patent an die Erdenbewohner. Der Drehbuchautor würdigte den wahren Erfinder, indem er einen der Vulkanier Mestral nannte.

De Mestral, einem passionierten Jäger, kommt die erste Idee 1941 auf der Pirsch. Nach dem Streifzug muss er seinem Jagdhund wie so oft Kletten aus dem Fell ziehen. Wie können die kugeligen Blütenköpfe so fest sitzen und sich doch mit ein bisschen Zug leicht lösen? Der Ingenieur will der Natur auf die Schliche kommen. Unter dem Mikroskop sieht er, dass die Klette einen Schopf elastischer Häkchen hat.

Fasziniert kniet er sich in die Sache, kommt mit herkömmlichen Fäden und Stoffen aber nicht voran. Er bleibt hartnäckig, widmet sich nichts anderem mehr. In Frankreich findet er schließlich Material mit dem neu erfundenen Nylonband. Und siehe da: Endlich kann er Bänder mit Schlaufen und Haken herstellen, die wie Kletten im Fell aneinander hängenbleiben, aber trotzdem leicht trennbar sind. 1951 reicht er sein Patent ein. Es dauert noch ein paar Jahre, bis er auch die Maschine hat, die das Material in großem Umfang herstellen kann.

Finanzieren kann de Mestral das alles, weil der Bankier Alfred Gonet zum großzügigen Mäzen wird. „Der war wirklich selbstlos“, sagt Charles de Mestral. Der Bankier liefert auch noch den Namen, unter dem der Klettverschluss bis heute weltweit bekannt ist: Velcro. In vielen Sprachen ist dieser Markenname heute die Bezeichnung für alle Klettverschlüsse, so wie Tempo als Begriff für Papiertaschentücher oder Tesafilm für Klebeband genutzt wird. De Mestral und Gonet sprachen französisch. Velcro steht für Velvet oder Velours (Samt, Flauschband) und Crochet (Haken). „Und alles, was Gonet dafür bekam, war: Er durfte mein Patenonkel werden“, sagt Charles lachend.

Mit dem Tod des Bankiers droht der Geldfluss aber abrupt zu stoppen. In die Bresche springt der Notar der Familie, ein Geschäftsmann, wie sich zeigt. Für jeden vorgestreckten Franken verlangt er einen Anteil an dem geplanten Velcro-Unternehmen. Als die Firma ein paar Jahre später an den Start geht, gehört dem Notar praktisch alles, sagt Charles de Mestral. Er verkauft es später an Investoren in New Hampshire in den USA, wo Velcro Companies bis heute ihren Sitz haben.

Der Klettverschluss war nicht gleich ein Kassenschlager. Die Modebranche tat sich schwer damit, das Material galt als hässlich, der laute „ratsch!“ beim Öffnen als uncool. Erst, nachdem Velcro den US-Astronauten bei der ersten Mondlandung gute Dienste erwiesen hatte, wurde es als Produkt des Weltraumzeitalters immer gefragter.

Die Weltraumbehörde Nasa hatte im Raumschiff und der Mondlandefähre von Apollo 11 gut zwei Quadratmeter Velcro verklebt, um Werkzeuge an Wänden und Essensschläuche an der Kleidung zu befestigen. Zu Ehren kam Velcro auch, um Schuhe an den Füßen der Astronauten festzumachen und „Nasenkratzstöcke in den Helmen“, heißt es in der Firmenchronik. „Die Apollo-11-Besatzung ist später auf einer Welttournee nach Genf gekommen und dort hat mein Vater sie getroffen“, berichtet Charles.

Der Notar, der sich die Firmenanteile gesichert hatte, sei reich geworden, sein Vater nicht. „Aber Geld war ihm nie wichtig, nur die Anerkennung. Das Größte für ihn war, dass sein Dörfchen Commugny ihm die Ehrenbürgerschaft verlieh.“ Eine andere Ehre erlebt er nicht mehr: Neun Jahre nach seinem Tod wird George de Mestral 1999 in die Ruhmeshalle der größten Erfinder im US-Bundesstaat Ohio aufgenommen. De Mestral hat sich auch zahlreiche andere Erfindungen patentieren lassen, darunter eine Zahnbürste mit integrierter Zahnpasta.

Einmal meldete eine japanische Firma vor einem US-Gericht den Anspruch auf die Erfindung des Klettverschlusses an. „Aber mein Vater hat zeit seines Lebens alle Entwicklungen in kleinen Taschenkalendern dokumentiert, berichtet Charles. „Die hat er vor Gericht ausgebreitet und darin war genau nachzulesen, wie er die Velcro-Idee seit Anfang der 40er Jahre entwickelt hat.“ Die Japaner gingen leer aus.

Charles de Mestral hat mit der Velcro-Firma nichts zu tun. Er hält aber die Taschenkalender seines Vaters in Ehren, und dessen Lupenbrille sowie eine Geldbörse mit Klettverschluss. „Jedes Mal, wenn ich einen Klettverschluss sehe, freut es mich sehr“, sagt er.

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