„Junge Landwirte brauchen Perspektiven“

2021-12-30 13:57:23 By : Ms. denise lau

Jahresbilanz: Paderborns Bauernpräsident Hubertus Beringmeier auch in die Zukunft

„Auch am Ende des Jahres 2021 beschäftigt uns die Corona-Pandemie“, erklärt Hubertus Beringmeier, Bauernpräsident und Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Paderborn in seinem Jahresrückblick. „Das Virus hat uns und das gesellschaftliche Leben weiter im Griff.“

Ebenso spüre die Landwirtschaft die Auswirkungen nach wie vor. 2021 sei ein bewegendes Jahr gewesen. „Durch Corona sind die Märkte extrem durchgeschüttelt worden, mit Licht und Schatten“, berichtet Beringmeier. „Was uns alle belastet, sind die enorm gestiegenen Kosten für Energie, Futter und Dünger“, schildert der Vorsitzende.

„Durch den Regen im Frühling ist die Grasernte erfreulich gut ausgefallen“, so der Vorsitzende. Landwirtsfamilien mit Rindern, Pferden und Schafen müssten sich nicht wie in den vergangenen drei Dürrejahren Sorgen um das Futter machen. Bei Getreide und Raps seien die Bauern mit den Erträgen zufrieden. Bei den Herbstfrüchten wie Kartoffeln fiel die Ernte durchschnittlich, beim Mais gut aus. Bei den Zuckerrüben seien die Erträge gut bis durchschnittlich, allerdings – durch weniger Sonne – mit geringeren Zuckergehalten als im Vorjahr.

Für die Ackerbauern erfreulich seien die deutlich gestiegen Getreidepreise. „Auch beim Rindfleisch sind die Erzeugerpreise nach schwierigen Jahren derzeit auskömmlich“, berichtet der Vorsitzende. Jedoch seien die Milcherzeugerpreise nach wie vor nicht zufriedenstellend, trotz positiver Marktsignale. Auch beim Geflügelfleisch sehe es nur mittelprächtig aus.

Doch vor allem die Schweinebauern kämpften seit Monaten mit einem Mix aus ruinösen Erzeugerpreisen, stark steigenden Produktions- wie Futterkosten und Marktverwerfungen durch Corona. Niedrige Preise verbunden mit stetig steigenden Anforderungen und Auflagen sowie unklaren politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen würden den Bauernfamilien vielfach die Zukunftsperspektiven nehmen.

Es brauche ein Bekenntnis, dass sich Verarbeiter, Handel und Großverbraucher auf eine deutsche Herkunftssicherung mit einer „5 Mal D-Kennzeichnung“ einigen: Geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet in Deutschland. „Außerdem brauchen wir weitere Rahmenbedingungen seitens der Politik und ein Bekenntnis der Verbraucher zu den deutschen, qualitativ hochwertigen Erzeugnissen“, bekräftigt der Vorsitzende.

„Wenn die Politik eine Lebensmittelerzeugung und Landwirtschaft in Deutschland erhalten möchte, muss sie jetzt endlich Perspektiven aufzeigen und klar danach handeln“, fordert der Vorsitzende. Die heimischen Landwirte hätten die Tierhaltung immer weiterentwickelt, dazu seien sie auch in Zukunft bereit. „Dazu brauchen wir Planungssicherheit, eine langfristige Finanzierung und eine Genehmigungsfähigkeit durch ein Bau- und Umweltrecht, das Ställe mit mehr Tierwohl ermöglicht“, schildert Beringmeier.

Der Landwirtevorsitzende sei überzeugt, dass in Deutschland weiterhin eine Tierhaltung wichtig sei. „Alles andere ist nicht nachhaltig“, untermauert er. Denn: Sie machten erst nicht essbare Biomasse für den Menschen nutzbar. „Auf unseren Feldern können wir nicht nur Brotgetreide anbauen“, erklärt der Vorsitzende. Eine nachhaltige Fruchtfolge bestehe zudem aus Ackerfrüchten wie Mais, Wintergerste oder Triticale (Kreuzung aus Roggen und Weizen). „Außerdem hatten wir in diesem Jahr durch die feuchte Witterung keine entsprechenden Backeigenschaften beim Brotgetreide“, erläutert Beringmeier. Was nicht in der Backstube zu verwerten sei, wandere in den Futtertrog. Ebenso Produkte, die in der Lebensmittelherstellung anfallen wie Möhrentrester bei der Möhrensaft-Gewinnung, Soja- und Haferpülpe (Reste) bei der Herstellung von Soja- und Hafermilch oder Biertreber beim Bierbrauen. „Daraus machen unsere Tiere hochwertige Nahrungsmittel“, so der Vorsitzende. „Alternativ können wir diese Futtermittel nur der Kompostierung zuführen.“ Das mache keinen Sinn.

Mit Blick auf die neue Bundesregierung erhoffe sich der Berufsstand vom neuen Landwirtschaftsminister Cem Özdemir und von der neuen Umweltministerin Steffi Lemke Gesprächsbereitschaft. „Gerade unsere jungen Landwirte brauchen Perspektiven, um Tierhaltung und Ackerbau in Deutschland zu halten“, sagt der Vorsitzende. Alles andere sei auch hier nicht nachhaltig. Denn mit jedem Hof gehe sonst ein Stück Artenvielfalt und Tradition verloren.