Eppelheim: Capri-Sun fährt Sonderschichten wegen hoher Nachfrage - Wirtschaft Regional - RNZ

2021-12-27 17:59:01 By : Mr. Leo Wu

Die Nachfrage ist in Corona-Pandemie stark gestiegen. Das Stammwerk in Eppelheim stellt derzeit auf Papier-Trinkhalme um.

Seit dieser Woche werden die Maschinen im Cupri-Sun-Stammwerk in Eppelheim für die Verarbeitung von Papier-Trinkhalmen umgerüstet. Fotos: Capri-Sun

Eppelheim. In der Corona-Pandemie greifen die Menschen in Deutschland offenbar wesentlich häufiger zu Capri-Sun. "Die Nachfrage ist enorm gestiegen", erklärt René Püchner, Geschäftsführer der Capri-Sun Vertriebs GmbH in Eppelheim, der RNZ. Um dem gerecht zu werden, laufen die Maschinen im Stammwerk auf Hochtouren; die Mitarbeiter fahren Sonderschichten und produzieren fast an jedem Wochenende. Der Standort stoße an seine Grenzen, sagt Püchner. Daher suche der Getränkehersteller nun weitere Flächen für eine neue Halle.

Auch vor der Corona-Pandemie habe die Nachfrage angezogen, fügt der Geschäftsführer hinzu. Rund 500 Millionen Beutel hat Capri-Sun im Jahr vor Corona in Deutschland verkauft. Doch mache sich die besondere Situation, in der sich die Menschen seit einem Jahr befinden, zusätzlich bemerkbar: So stieg der Absatz in Deutschland 2020 um 16 Prozent, in Österreich und der Schweiz, die auch von Eppelheim aus beliefert werden, um mehr als 30 Prozent. "In einem gesättigten Markt noch einmal zweistellig zu wachsen, ist enorm", so Püchner. Statt weiter Reisen machten die Menschen im Corona-Jahr mehr Ausflüge. Zudem greifen Kunden aus Angst vor dem Virus vermehrt zu Einweg-Artikeln.

Die wachsende Nachfrage nach Capri-Sun, die man in pfandfreien Trinkbeuteln bekommt, führt auch zu steigenden Mitarbeiterzahlen. Derzeit arbeiten in Eppelheim rund 720 Menschen, 650 davon in Produktion und Logistik. In der Produktion würden gerade "gefühlt jede Woche eine neue Maschine" aufgestellt und "ständig neue Leute angelernt", sagt Püchner. Auch perspektivisch rechnet er mit steigenden Mitarbeiterzahlen.

Durch die Pandemie ist das Unternehmen bislang offenbar ohne nennenswerte Probleme gekommen. Die Mitarbeiter aus der Verwaltung sind größtenteils im Homeoffice. In der Produktion gab es Püchner zufolge nur einzelne Corona-Fälle. Mit Hilfe von Schnelltests habe man schnell für Klarheit sorgen können. Flächendeckende Tests für die Mitarbeiter gibt es derzeit nicht. Die erforderlichen Tests dafür stünden auch gar nicht zur Verfügung, sagt Püchner. Doch arbeite das Unternehmen an einer Test-Strategie. Auch am Impfen will man sich beteiligen – wenn Impfstoff zur Verfügung steht.

>  Das Unternehmen: 1969 wurde Capri-Sonne in Eppelheim erfunden. Insgesamt ist das Getränk in 110 Ländern verfügbar, den Außenumsatz der Gruppe bezifferte Unternehmenschef Roland Weening im Januar auf "zwischen 1,5 und 1,7 Milliarden Dollar" (1,2 bis 1,4 Milliarden Euro). Größter Markt sind

>  Das Unternehmen: 1969 wurde Capri-Sonne in Eppelheim erfunden. Insgesamt ist das Getränk in 110 Ländern verfügbar, den Außenumsatz der Gruppe bezifferte Unternehmenschef Roland Weening im Januar auf "zwischen 1,5 und 1,7 Milliarden Dollar" (1,2 bis 1,4 Milliarden Euro). Größter Markt sind die USA, gefolgt von Deutschland und Großbritannien.

>  Eppelheim: Das Unternehmen hat sein Stammwerk und die Produktionszentrale in Eppelheim, weltweit gibt es mehr als 24 Produktionsstandorte. Gesteuert wird die Gruppe von der Firmenzentrale in der Schweiz aus. Dazu kommt ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in der Schweiz.

>  Der Absatz: Weening, will den Absatz des Fruchtsaftgetränks in den kommenden fünf Jahren auf acht Milliarden Trinkpacks jährlich steigern. Zuletzt wurden etwa sechs Milliarden Folienbeutel pro Jahr verkauft.

Neben den Herausforderungen, die die Pandemie mit sich bringt, treibt Capri-Sun auch seine Nachhaltigkeitsziele voran. So wird seit diesem Montag in Eppelheim von Plastik- auf Papier-Trinkhalmen umgestellt. Von Juli an sind Einwegprodukte aus Plastik – wie Besteck, Wattestäbchen oder Becher – EU-weit verboten. Also auch die Plastik-Trinkhalme, die bislang am Capri-Sun-Standbeutel angebracht sind. "Das plötzliche Strohhalmverbot ist eine Existenzfrage für uns", wetterte der Inhaber von Capri-Sun, Hans-Peter Wild, Ende 2019 im "Handelsblatt". "Die Umstellung ist ein riesiger Akt für uns mit beachtlichen Kosten."

Inzwischen aber ist ein Trinkhalm aus einem wasserabweisenden Papier entwickelt worden, der dem Unternehmen zufolge kompostierbar und im Meer abbaubar ist. Nach und nach werden die Maschinen auf dessen Anforderungen angepasst. Bis spätestens Mai soll das im Stammwerk geschehen sein, wie Marketing-Leiterin Judith Förster erklärt. Bis zu 8 Millionen Trinkhalme werden dort am Tag auf rund 30 Maschinen verarbeitet.

Allerdings ist die Herstellung des Papierhalms dem Unternehmen zufolge teurer. Man habe deshalb die Preise erhöht, heißt es. In Deutschland kostet eine Zehner-Box Capri-Sun jetzt erstmals mehr als 3 Euro.

Neben den Plastik-Halmen sorgen auch die Trinkbeutel, die eine Aluminiumschicht enthalten, für Kritik. Doch auch hier sind Veränderungen angekündigt: Spätestens bis 2025 soll ein recycelbarer Beutel auf den Markt kommen. Noch wird daran geforscht, erste Prototypen stehen bereits in Eppelheim. Auch sonst erhält das Thema Nachhaltigkeit laut Püchner mehr Gewicht: So wurde in Lager und Logistik der CO 2 -Ausstoß um ein Drittel reduziert. Nachgedacht werde auch über Hybrid- oder Elektroautos im Fuhrpark sowie über Solarzellen auf den Dächern der Werkshallen. "Es würde doch gut passen, wenn wir Capri-Sun mit Sonnenenergie herstellen könnten", sagt Püchner.

In all diese Themen werde derzeit sehr viel investiert, erklärt er. Konkrete Zahlen nennt er nicht. Getrieben wird Capri-Sun demnach nicht nur von gesetzlichen Vorgaben oder geänderten Kundenwünschen. Vielmehr betrachtet Püchner Nachhaltigkeit als "soziale Verantwortung" eines Unternehmens: "Wir müssen alles tun, um die Welt für unsere Kinder und Enkel lebenswert zu erhalten."

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